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Online-Katalog

Auktion 21. März 2018 – Schweizer Kunst
Provenienz

Privatsammlung, Zürich

Literatur

Oskar Bätschmann und Paul Müller (Hrsg.), Ferdinand Hodler, Catalogue raisonné der Gemälde, Zürich, Scheidegger & Spiess, 2012, Bd. II (Die Bildnisse), S. 232/233, Nr. 860, mit Abb.

Das Werk ist beim SIK-ISEA, dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft Zürich, unter der Nummer 32317 als eigenhändige Arbeit von Ferdinand Hodler registriert.

Ferdinand Hodler begegnet der aus Italien stammenden Giulia Leonardi 1910 in einem Genfer Café, wo sie mit ihrem Mann als Sängerin und Gitarristin auftritt.
«Eines Abends kam ein Mann mit einem schwarzen Bart und einer Melone auf dem Kopf, setzte sich vor mich hin und schaute mich unverwandt an. Ohne zu zahlen, lief er plötzlich wie gehetzt auf und davon. Anderntags kommt er wieder, übergibt mir einen grossen Blumenstrauss und bittet mich, sein Atelier zu besuchen. Die Sache kam mir gar nicht geheuer vor, und ich ging auch nur zögernd auf seine Einladung ein. Sein Atelier war voller Blumen, und er hat mich wie eine Königin empfangen», erinnert sich Leonardi 1938 in einem Interview mit der Illustrierten Der Aufstieg. Hodler gewinnt die Sängerin als Modell, und sie wird zur am häufigsten porträtierten Frau in seinem gesamten Werk. Von Leonardis herber Schönheit und ihrem temperamentvollen Auftreten tief beeindruckt, beschäftigt sich der Künstler in den Jahren 1910 und 1911 fast hauptsächlich mit ihrer Erscheinung. Die daraus entstandenen Skizzen, Porträts und Figurenbilder – zum Beispiel Das entzückte Weib im Musée d’art et d’histoire in Genf – gehören zu der faszinierendsten und bemerkenswertesten Serie des Malers, der sich zu dieser Zeit auf dem Zenit seiner künstlerischen Karriere befindet. In 17 Modellbildnissen zeigt Holder die verschiedensten Aspekte der Persönlichkeit der Italienerin und erprobt die vielfältigen formalen Möglichkeiten, die sich aus verschiedenen Kopfhaltungen ergeben.

Das hier vorgestellte Werk zeigt Giulia Leonardi mit leicht abgewandtem Oberkörper und entblössten Schultern, den Kopf ins Profil gedreht. Der Blickfang der Arbeit ist die üppige schwarze Haarpracht und der über das Gemälde hinausweisende, wache Blick. Der in dunklen, verhaltenen Farbtönen gestaltete Hintergrund hebt die klassische Schönheit und Klarheit der Silhouette hervor und unterstreicht die sinnliche, fast schon geheimnisvolle Ausstrahlung des Modells. Das von links hereinfallende Licht lässt eine Schulter alabasterfarben erleuchten, während die andere Schulter vom Gegensatz zwischen Licht und Schatten modelliert wird. Unser Werk ist ein zurückhaltendes, aber gleichzeitig äusserst intensives und facettenreiches Bildnis von Hodlers Lieblingsmodell Giulia Leonardi.
Online-Katalog Auktion 21. März 2018 – Schweizer Kunst Los 124 Ferdinand Hodler 1853–1918

Bildnis der Giulia Leonardi, 1910/11
Öl auf Papier auf Leinwand
unten rechts signiert F. Hodler
38 x 44,5 cm

Schätzpreis

CHF 90'000 – 120'000

Verkauft für

CHF 176'233

Provenienz

Privatsammlung, Zürich

Literatur

Oskar Bätschmann und Paul Müller (Hrsg.), Ferdinand Hodler, Catalogue raisonné der Gemälde, Zürich, Scheidegger & Spiess, 2012, Bd. II (Die Bildnisse), S. 232/233, Nr. 860, mit Abb.

Das Werk ist beim SIK-ISEA, dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft Zürich, unter der Nummer 32317 als eigenhändige Arbeit von Ferdinand Hodler registriert.

Ferdinand Hodler begegnet der aus Italien stammenden Giulia Leonardi 1910 in einem Genfer Café, wo sie mit ihrem Mann als Sängerin und Gitarristin auftritt.
«Eines Abends kam ein Mann mit einem schwarzen Bart und einer Melone auf dem Kopf, setzte sich vor mich hin und schaute mich unverwandt an. Ohne zu zahlen, lief er plötzlich wie gehetzt auf und davon. Anderntags kommt er wieder, übergibt mir einen grossen Blumenstrauss und bittet mich, sein Atelier zu besuchen. Die Sache kam mir gar nicht geheuer vor, und ich ging auch nur zögernd auf seine Einladung ein. Sein Atelier war voller Blumen, und er hat mich wie eine Königin empfangen», erinnert sich Leonardi 1938 in einem Interview mit der Illustrierten Der Aufstieg. Hodler gewinnt die Sängerin als Modell, und sie wird zur am häufigsten porträtierten Frau in seinem gesamten Werk. Von Leonardis herber Schönheit und ihrem temperamentvollen Auftreten tief beeindruckt, beschäftigt sich der Künstler in den Jahren 1910 und 1911 fast hauptsächlich mit ihrer Erscheinung. Die daraus entstandenen Skizzen, Porträts und Figurenbilder – zum Beispiel Das entzückte Weib im Musée d’art et d’histoire in Genf – gehören zu der faszinierendsten und bemerkenswertesten Serie des Malers, der sich zu dieser Zeit auf dem Zenit seiner künstlerischen Karriere befindet. In 17 Modellbildnissen zeigt Holder die verschiedensten Aspekte der Persönlichkeit der Italienerin und erprobt die vielfältigen formalen Möglichkeiten, die sich aus verschiedenen Kopfhaltungen ergeben.

Das hier vorgestellte Werk zeigt Giulia Leonardi mit leicht abgewandtem Oberkörper und entblössten Schultern, den Kopf ins Profil gedreht. Der Blickfang der Arbeit ist die üppige schwarze Haarpracht und der über das Gemälde hinausweisende, wache Blick. Der in dunklen, verhaltenen Farbtönen gestaltete Hintergrund hebt die klassische Schönheit und Klarheit der Silhouette hervor und unterstreicht die sinnliche, fast schon geheimnisvolle Ausstrahlung des Modells. Das von links hereinfallende Licht lässt eine Schulter alabasterfarben erleuchten, während die andere Schulter vom Gegensatz zwischen Licht und Schatten modelliert wird. Unser Werk ist ein zurückhaltendes, aber gleichzeitig äusserst intensives und facettenreiches Bildnis von Hodlers Lieblingsmodell Giulia Leonardi.