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Catalogue en ligne

Vente du 21 juin 2017
Provenance

Galerie Dr. Raeber, Basel
Privatbesitz, Schweiz (1938 bei obiger Galerie erworben)

Litérature comparative

Carl Albert Loosli, Ferdinand Hodler, Leben, Werk und Nachlass, Bern, R. Suter & Cie, 1921–1924, Bd. IV, Nr. 1350.

Das Motiv des Mähers geht auf die Entwürfe der neuen Banknoten zurück, die der Bundesrat und die Schweizerische Nationalbank im September 1908 Ferdinand Hodler und seinem Malerkollegen Eugène Burnand in Auftrag gaben. Die vier Geldscheine sollten auf der Rückseite die Arbeit in der Schweiz illustrieren, wobei die Wahl der Motive den Künstlern überlassen wurde. Während Burnand Entwürfe für den Fünfhundertfranken- und Tausendfrankenschein zum Thema Industrie ausführte, wählte Hodler als Allegorie der Landwirtschaft den Holzfäller für die Fünfzigfranken- und den Mäher für die Hundertfrankennote. Hodler fertigte über 200 Banknotentwürfe an, die in London von Waterlow & Sons gestochen und gedruckt wurden. Später distanzierte er sich vom Resultat, das wegen der zahlreichen aufgedrängten Änderungen nicht mehr den ursprünglichen Vorlagen entsprach. Die Anregung, die beiden Motive als Ölbilder auszuführen, ging von Theodor Reinhart aus, der als Mitglied der Bankenkommission mit Hodlers Vorschlägen vertraut war und sich für den Künstler eingesetzt hatte. Noch vor Herausgabe der neuen Geldscheine wünschte sich Reinhart im März 1909 den Mäher als Gemälde. Fünf Monate später beauftragte er Hodler, den Holzfäller ebenfalls in Öl auszuführen. Vom Mäher sind heute acht Fassungen aus den Jahren 1909/1910 bekannt, deren Landschaftskulissen leicht variieren. 1912 malte Hodler drei Varianten, wobei er das Modell wechselte und die Pose der Figur änderte. Die vorliegende Fassung ist eine von drei Repliken, die mit Hilfe von Pausen entstanden sind. Von den Vorbereitungen zum Mäher existiert eine Fotografie, die Hodler vor der Staffelei auf dem Dach seines Genfer Ateliers in der Rue du Rhône beim Malen eines Modells wiedergibt, das eine Sense hält. Der Künstler war fasziniert von der harmonischen, gleichmässigen Bewegung des Mähens, die er als universelles Prinzip des Rhythmus verstand, während er den Holzfäller mit Kraft in Verbindung brachte. Bewegungsvorgänge in der Natur veranschaulichte Hodler allgemein mit rhythmisierenden Linien und parallelen Strukturen. Die gemalte Version gab ihm im Unterschied zu den Banknotenentwürfen die Freiheit, die Figur vor einem hellen, monochromen Grund zu setzen und die rhythmische Wirkung der Linienführung zu akzentuieren, ein Vorgehen, das er mit anderen Künstlern teilte: "Alle Meister aber haben das gemeinsame Bestreben gehabt, die Gestalt klar loszulösen aus ihrer Umgebung, die Schönheit der Linie im Umriss zu suchen; sie stellten lange Linien kurzen entgegen, studierten Bewegungen und Verhältnisse des menschlichen Körpers und entdeckten ihren Rhythmus." (Carl Albert Loosli, Ferdinand Hodler - Leben, Werk und Nachlass, Bern, R. Suter & Cie, 1921-1924, Bd. I, S. 73)Das Kompositionsschema mit horizontalen bildparallelen Linien visualisiert die Idee der Wiederholung, wofür Hodler den Begriff Parallelismus verwendete. Der Künstler wählte den Moment, in dem die Sense horizontal zur Wiese verläuft. Parallel dazu ausgerichtet sind der Oberkörper der Figur und die mit Löwenzahn gesäumte Wiese. Form- und Farbwiederholungen in der Kleidung und Umgebung des Mähers spiegeln die von Hodler propagierte Einheit von Mensch und Natur. Das mit gelben und blauen Tönen wiedergegebene Hemd korrespondiert mit den Farben der Wiesenblumen und dem Firmament. Auch schrieb Hodler den Farben bestimmte Eigenschaften zu, die in der Darstellung zum Ausdruck kommen: Blau wertete er als Farbe der Ferne, während er Gelb mit Lebendigkeit in Verbindung brachte.
Catalogue en ligne Vente du 21 juin 2017 Lot 359 Ferdinand Hodler 1853–1918

Der Mäher, 1910
Öl auf Leinwand
unten rechts signiert F. Hodler
83,5 x 106 cm

Estimation

CHF 1'300'000 – 1'600'000

Provenance

Galerie Dr. Raeber, Basel
Privatbesitz, Schweiz (1938 bei obiger Galerie erworben)

Litérature comparative

Carl Albert Loosli, Ferdinand Hodler, Leben, Werk und Nachlass, Bern, R. Suter & Cie, 1921–1924, Bd. IV, Nr. 1350.

Das Motiv des Mähers geht auf die Entwürfe der neuen Banknoten zurück, die der Bundesrat und die Schweizerische Nationalbank im September 1908 Ferdinand Hodler und seinem Malerkollegen Eugène Burnand in Auftrag gaben. Die vier Geldscheine sollten auf der Rückseite die Arbeit in der Schweiz illustrieren, wobei die Wahl der Motive den Künstlern überlassen wurde. Während Burnand Entwürfe für den Fünfhundertfranken- und Tausendfrankenschein zum Thema Industrie ausführte, wählte Hodler als Allegorie der Landwirtschaft den Holzfäller für die Fünfzigfranken- und den Mäher für die Hundertfrankennote. Hodler fertigte über 200 Banknotentwürfe an, die in London von Waterlow & Sons gestochen und gedruckt wurden. Später distanzierte er sich vom Resultat, das wegen der zahlreichen aufgedrängten Änderungen nicht mehr den ursprünglichen Vorlagen entsprach. Die Anregung, die beiden Motive als Ölbilder auszuführen, ging von Theodor Reinhart aus, der als Mitglied der Bankenkommission mit Hodlers Vorschlägen vertraut war und sich für den Künstler eingesetzt hatte. Noch vor Herausgabe der neuen Geldscheine wünschte sich Reinhart im März 1909 den Mäher als Gemälde. Fünf Monate später beauftragte er Hodler, den Holzfäller ebenfalls in Öl auszuführen. Vom Mäher sind heute acht Fassungen aus den Jahren 1909/1910 bekannt, deren Landschaftskulissen leicht variieren. 1912 malte Hodler drei Varianten, wobei er das Modell wechselte und die Pose der Figur änderte. Die vorliegende Fassung ist eine von drei Repliken, die mit Hilfe von Pausen entstanden sind. Von den Vorbereitungen zum Mäher existiert eine Fotografie, die Hodler vor der Staffelei auf dem Dach seines Genfer Ateliers in der Rue du Rhône beim Malen eines Modells wiedergibt, das eine Sense hält. Der Künstler war fasziniert von der harmonischen, gleichmässigen Bewegung des Mähens, die er als universelles Prinzip des Rhythmus verstand, während er den Holzfäller mit Kraft in Verbindung brachte. Bewegungsvorgänge in der Natur veranschaulichte Hodler allgemein mit rhythmisierenden Linien und parallelen Strukturen. Die gemalte Version gab ihm im Unterschied zu den Banknotenentwürfen die Freiheit, die Figur vor einem hellen, monochromen Grund zu setzen und die rhythmische Wirkung der Linienführung zu akzentuieren, ein Vorgehen, das er mit anderen Künstlern teilte: "Alle Meister aber haben das gemeinsame Bestreben gehabt, die Gestalt klar loszulösen aus ihrer Umgebung, die Schönheit der Linie im Umriss zu suchen; sie stellten lange Linien kurzen entgegen, studierten Bewegungen und Verhältnisse des menschlichen Körpers und entdeckten ihren Rhythmus." (Carl Albert Loosli, Ferdinand Hodler - Leben, Werk und Nachlass, Bern, R. Suter & Cie, 1921-1924, Bd. I, S. 73)Das Kompositionsschema mit horizontalen bildparallelen Linien visualisiert die Idee der Wiederholung, wofür Hodler den Begriff Parallelismus verwendete. Der Künstler wählte den Moment, in dem die Sense horizontal zur Wiese verläuft. Parallel dazu ausgerichtet sind der Oberkörper der Figur und die mit Löwenzahn gesäumte Wiese. Form- und Farbwiederholungen in der Kleidung und Umgebung des Mähers spiegeln die von Hodler propagierte Einheit von Mensch und Natur. Das mit gelben und blauen Tönen wiedergegebene Hemd korrespondiert mit den Farben der Wiesenblumen und dem Firmament. Auch schrieb Hodler den Farben bestimmte Eigenschaften zu, die in der Darstellung zum Ausdruck kommen: Blau wertete er als Farbe der Ferne, während er Gelb mit Lebendigkeit in Verbindung brachte.