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Catalogue en ligne

Vente du 21 juin 2017
Provenance

Schweizer Privatsammlung

Das Bild zeigt einen jener typischen Alten, die Albert
Anker in Ins häufig Modell gesessen haben und Zeit
und Musse hatten, sich dem Künstler zur Verfügung
zu stellen. Bei Druck von Ankers Werkkatalog (1995)
war dieses Gemälde noch nicht bekannt und ist
deshalb dort nicht aufgeführt. Doch könnte es sich
dabei um jenen Alten handeln, der im persönlichem
Verkaufsbuch (Livre de vente) des Künstlers wie folgt
erwähnt ist: 1895: 27 Déc. de M Lang probablement
pour le vieillard buvant de la tisane 500.
Der Dargestellte löffelt – auf der Ofenbank sitzend –
behutsam und konzentriert sein Getränk aus jener unverwechselbaren,
mit blauen Punkten und roter Wellenlinie
verzierten Tasse, die nach wie vor zum Inventar
des Inser Ankerhauses gehört. Sie kommt wiederholt
in Ankers Stillleben und Genreszenen vor. Häufig hat
er seine Kompositionen mit stilllebenartigen Einzelheiten
angereichert – hier malte er zur Rechten des
Mannes die zusammengefaltete Zeitung, auf der die
Brille liegt. Das aus der Hosentasche gerutschte, rot
gemusterte Taschentuch setzt einen farbigen Akzent
in das ansonsten eher in Beige-, Grau- und Brauntönen
gehaltene Gemälde. Auf dem wärmenden
Ofen liegt die Kanne, darüber hängt ein Fellbündel.
Rhythmisch verteilt sind die Weisstöne von Halstuch,
Zeitung
und Tasse. Die dunkle Mütze hebt sich von
der hellen Wand stark ab.
Alte, von Erfahrung und Mühsal geprägte Menschen
gehören – neben den Kindern – zu Ankers bevorzugten
Themen. Seine betagten Männer büssen trotz
aller
Entbehrung nichts von ihrer Würde ein. Er meinte
einmal: «L’homme s’intéresse à l’homme, il sera toujours
le modèle par excellence.» Dies zeigt in schönster
Weise Ankers Respekt vor den Menschen. Denn
es ging ihm nicht nur um das malerische Motiv, hat
er doch zuweilen zum Verkauf bestimmte Portraits in
Details wie Haarfarbe oder Gesichtsausdruck sogar
nachträglich noch verändert, damit sie nicht identifizierbar
sind und so zur Schau gestellt würden.
Wir danken Dr. Therese Bhattacharya-Stettler für den Textbeitrag.
Catalogue en ligne Vente du 21 juin 2017 Lot 339 Albert Anker 1831–1910

Alter Mann beim Teetrinken, um 1895
Öl auf Leinwand
unten links signiert Anker
64 x 49,5 cm

Estimation

CHF 300'000 – 400'000

Provenance

Schweizer Privatsammlung

Das Bild zeigt einen jener typischen Alten, die Albert
Anker in Ins häufig Modell gesessen haben und Zeit
und Musse hatten, sich dem Künstler zur Verfügung
zu stellen. Bei Druck von Ankers Werkkatalog (1995)
war dieses Gemälde noch nicht bekannt und ist
deshalb dort nicht aufgeführt. Doch könnte es sich
dabei um jenen Alten handeln, der im persönlichem
Verkaufsbuch (Livre de vente) des Künstlers wie folgt
erwähnt ist: 1895: 27 Déc. de M Lang probablement
pour le vieillard buvant de la tisane 500.
Der Dargestellte löffelt – auf der Ofenbank sitzend –
behutsam und konzentriert sein Getränk aus jener unverwechselbaren,
mit blauen Punkten und roter Wellenlinie
verzierten Tasse, die nach wie vor zum Inventar
des Inser Ankerhauses gehört. Sie kommt wiederholt
in Ankers Stillleben und Genreszenen vor. Häufig hat
er seine Kompositionen mit stilllebenartigen Einzelheiten
angereichert – hier malte er zur Rechten des
Mannes die zusammengefaltete Zeitung, auf der die
Brille liegt. Das aus der Hosentasche gerutschte, rot
gemusterte Taschentuch setzt einen farbigen Akzent
in das ansonsten eher in Beige-, Grau- und Brauntönen
gehaltene Gemälde. Auf dem wärmenden
Ofen liegt die Kanne, darüber hängt ein Fellbündel.
Rhythmisch verteilt sind die Weisstöne von Halstuch,
Zeitung
und Tasse. Die dunkle Mütze hebt sich von
der hellen Wand stark ab.
Alte, von Erfahrung und Mühsal geprägte Menschen
gehören – neben den Kindern – zu Ankers bevorzugten
Themen. Seine betagten Männer büssen trotz
aller
Entbehrung nichts von ihrer Würde ein. Er meinte
einmal: «L’homme s’intéresse à l’homme, il sera toujours
le modèle par excellence.» Dies zeigt in schönster
Weise Ankers Respekt vor den Menschen. Denn
es ging ihm nicht nur um das malerische Motiv, hat
er doch zuweilen zum Verkauf bestimmte Portraits in
Details wie Haarfarbe oder Gesichtsausdruck sogar
nachträglich noch verändert, damit sie nicht identifizierbar
sind und so zur Schau gestellt würden.
Wir danken Dr. Therese Bhattacharya-Stettler für den Textbeitrag.