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Online-Katalog

Auktion 21. März 2018 – Schweizer Kunst
Provenienz

Sammlung M. Doncque, Genf
Sammlung Hügin, Genf
Sammlung Bosshard, Horgen
durch Erbfolge an den heutigen Besitzer

Vergleichsliteratur

ABC, Journal d'informations illustré, Genf, Société genevoise d'Imprimerie, 6./7. Juli 1912, Ausgabe Nr. 159, S. 1.

Das Werk ist beim SIK-ISEA, dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft Zürich, unter der Nummer 75754 als eigenhändige Arbeit von Ferdinand Hodler registriert. Ein entsprechender Archivauszug vom 9.6.2017 liegt vor.

Selbstbewusst und keck mit einer Bobfrisur, die in den 10er-Jahren Ausdruck von modischem Bewusstsein und Stil war, blickt uns eine schöne junge Frau entgegen. Die Dargestellte auf diesem eindrücklichen Bildinis ist Jeanne-Amélie Günzburger-Malan, die Frau des Genfer Modekaufmanns und Sammlers von Hodlers Werken, Louis Günzburger. Hodler hat von der faszinierenden Frau mehrere Bilder gemalt; berühmt ist ihr Ganzfigurenbild, das sich heute im Toledo Museum of Art befindet. 1 So erstaunlich uns der Bildgrund in unserem Werk im ersten Moment auch scheinen mag, so stark muss er Hodler inspiriert haben. Die scharfen Linien und Konturen des Graphites erzeugen eine starke Spannung mit der opaken Oberfläche, und der Marmor gibt geradezu verblüffend den matten Glanz und die Transparenz der weiblichen Haut wieder.
Das Werk ist zeitgenössisch mit folgender Bildlegende in einem vom französischen Maler Louis-Amédée Baudit zu Ferdinand Hodler verfassten Artikel abgebildet dokumentiert: «Photographie d’un dessin exécuté sur une table de marbre auf Café du Nord (Genf). Ce dessin, véritable œuvre d’art, fut tracé en quelques minutes. La table fut sciée, le croquis encadré. Depuis, il en a été offert plusieurs fois 2000 francs. Cet original est la propriété de M. Doncque.» 2 Diese Bildlegende zeigt uns sehr schön verschiedene Aspekte auf: Zum einen, wie sehr sich Holder seine jeweiligen Bildmotive verinnerlichte, zum anderen das Erstaunen des Publikums darüber, wie es für den grossen Künstler möglich war, ad hoc ein vollgültiges Werk zu schaffen.


1 Oskar Bätschmann und Paul Müller (Hrsg.), Ferdinand Hodler, Catalogue raisonné der Gemälde, Bd. II, Die Bildnisse (Oskar Bätschmann, Monika Brunner, Bernadette Walter), Nr. 890.
2Louis Baudit, Ferdinand Hodler, in ABC Seul quotidien illustré de la Suisse, 6./7. Juli, 1912, Nr. 159, Journal du matin, Abb.
Online-Katalog Auktion 21. März 2018 – Schweizer Kunst Los 125 Ferdinand Hodler 1853–1918

Bildnis der Jeanne Amélie Günzburger-Malan, 1912
Graphit und ölhaltige Farbe auf Marmor
unten rechts signiert F. Hodler
36,5 x 29,5 cm

Schätzpreis

CHF 60'000 – 80'000

Verkauft für

CHF 72'924

Provenienz

Sammlung M. Doncque, Genf
Sammlung Hügin, Genf
Sammlung Bosshard, Horgen
durch Erbfolge an den heutigen Besitzer

Vergleichsliteratur

ABC, Journal d'informations illustré, Genf, Société genevoise d'Imprimerie, 6./7. Juli 1912, Ausgabe Nr. 159, S. 1.

Das Werk ist beim SIK-ISEA, dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft Zürich, unter der Nummer 75754 als eigenhändige Arbeit von Ferdinand Hodler registriert. Ein entsprechender Archivauszug vom 9.6.2017 liegt vor.

Selbstbewusst und keck mit einer Bobfrisur, die in den 10er-Jahren Ausdruck von modischem Bewusstsein und Stil war, blickt uns eine schöne junge Frau entgegen. Die Dargestellte auf diesem eindrücklichen Bildinis ist Jeanne-Amélie Günzburger-Malan, die Frau des Genfer Modekaufmanns und Sammlers von Hodlers Werken, Louis Günzburger. Hodler hat von der faszinierenden Frau mehrere Bilder gemalt; berühmt ist ihr Ganzfigurenbild, das sich heute im Toledo Museum of Art befindet. 1 So erstaunlich uns der Bildgrund in unserem Werk im ersten Moment auch scheinen mag, so stark muss er Hodler inspiriert haben. Die scharfen Linien und Konturen des Graphites erzeugen eine starke Spannung mit der opaken Oberfläche, und der Marmor gibt geradezu verblüffend den matten Glanz und die Transparenz der weiblichen Haut wieder.
Das Werk ist zeitgenössisch mit folgender Bildlegende in einem vom französischen Maler Louis-Amédée Baudit zu Ferdinand Hodler verfassten Artikel abgebildet dokumentiert: «Photographie d’un dessin exécuté sur une table de marbre auf Café du Nord (Genf). Ce dessin, véritable œuvre d’art, fut tracé en quelques minutes. La table fut sciée, le croquis encadré. Depuis, il en a été offert plusieurs fois 2000 francs. Cet original est la propriété de M. Doncque.» 2 Diese Bildlegende zeigt uns sehr schön verschiedene Aspekte auf: Zum einen, wie sehr sich Holder seine jeweiligen Bildmotive verinnerlichte, zum anderen das Erstaunen des Publikums darüber, wie es für den grossen Künstler möglich war, ad hoc ein vollgültiges Werk zu schaffen.


1 Oskar Bätschmann und Paul Müller (Hrsg.), Ferdinand Hodler, Catalogue raisonné der Gemälde, Bd. II, Die Bildnisse (Oskar Bätschmann, Monika Brunner, Bernadette Walter), Nr. 890.
2Louis Baudit, Ferdinand Hodler, in ABC Seul quotidien illustré de la Suisse, 6./7. Juli, 1912, Nr. 159, Journal du matin, Abb.